Meine Arbeitsmoral als Blogger ist recht wechselhaft. Immer wieder gibt es einen Motivationsschub. Nach einer Weile ebbt dann der Elan wieder ab. Teils mangelt es an Fotos, teils an der Zeit oder der Schreiblaune. Ich weiß nicht recht, wie anfangen, halte ein Thema nicht für Mitteilungswürdig oder zu intim. Irgend ein Grund findet sich dann schon, warum gerade nichts geschrieben wird und weiter Stille herrscht.
Neben den jüngsten und nun anstehenden musikalischen Ereignissen hat mich zum Jahresanfang eine Blog-Initiative eines Freundes angestachelt. Wie er schreibt, misstraut er eigentlich den üblichen guten Vorsätzen zum neuen Jahr. Tatsächlich hat er sich aber entschlossen seine persönliche Sicht auf musikalische Ereignisse und das Leben im Allgemeinen in seinem Blog zu teilen. Das Schreiben an sich macht ihm Spaß. Das ist leicht nachvollziehbar. Ist er doch generell ein sehr kommunikativer Typ. Insofern ist die Sache mit dem Bloggen keine Bürde, die man mit einem Guten Vorsatz auf sich nimmt, aber bei der nächsten Steigung am Wegesrand abstellt.
Beim Lesen seiner ersten Beiträge fällt mir schnell seine Schreibhaltung auf. Seine Darstellungen sind recht persönlich und legen Gewicht auf die emotionale Bedeutung seiner Erlebnisse und Beobachtungen. Er drückt auch aus, dass die Summe solcher Momente den Wert eines Lebens ausmachen. Das kann ich gut nachvollziehen. Wir sollen glücklich sein und gute Menschen werden. Schöne Momente anzustreben und diese im Herzen zu bewahren hilft uns dabei. Seinen Blog kann man vielleicht als Sammelalbum für solche Momente betrachten.
Nur Tage später fiel mir im Rauschen von Facebook ein pointierter Post auf. Der Autor ist ebenfalls Blogger und breitet die Auseinandersetzung mit einem Veranstalter aus. Dieser scheint ihn als Gast ausgeladen zu haben, weil er einen negativen Blog-Beitrag verhindern wollte. Man kann sich leicht denken: Ein negativer Beitrag findet immer einen Anlass.
Irritiert von diesem Post wollte ich mir selbst ein Bild vom Blog des Anstoßes machen. Er nimmt für sich die Form der Satire in Anspruch. Das passt zu den meist bissigen Beiträgen. Die Protagonisten kommen meist nicht gut weg. Damit niemand beleidigt sein soll, werden die Schmähungen als persönliche Sichtweise und als Satire formuliert. Als Betroffener wäre man gut beraten, es auch als solche aufzufassen.
Wenn ich meinem Blogger- Freund den Wunsch unterstelle, das Leben als Folge schöner Momente darzustellen und dann auch ein Stück weit selbst so wahrzunehmen, mag ein anderer darin Schönfärberei sehen. Sicher wird er mit solchem Darstellungen nicht leicht jemanden gegen sich aufbringen. Schon beim Schreiben übt er sich darin, die Dinge von der positiven Seite zu betrachten.
Wie ist dagegen die Haltung des kritischen Satiere-Bloggers einzuschätzen? Er mag Lust an der Scharfen Formulierung finden. Er mag süßliche Beschönigung ablehnen und lieber Fehler benennen. Wenn er sich lustig macht, mag er seine Follower unterhalten. Immerhin spricht er die Ursprünge des Humors an, das Auslachen. Damit ist er hier in Bayern gut aufgehoben, wo das Derblecken ein wichtiges Kulturgut ist.
Interessant, dass dieser Begriff direkt auf die Ursprünge bezug nimmt, wie sie bei den Primaten auch zu beobachten sind. Mit gebleckten Zähnen und zwitscherndem Kreischen wird jemand gedist, der die Regeln der Gruppe verletzt. Was für eine kulturelle Leistung, die Drohung mit Gewalt innerhalb der Gruppe in Humor zu überführen.
In diesen Anfängen wurde der Abweichler spielerisch diszipliniert und zugleich die Gruppe auf eine gemeinsame Haltung eingeschworen. Anschließend wurde wieder Frieden geschlossen, um die Gruppe nicht dauerhaft zu schwächen.
Der daraus entstandene menschliche Humor ist natürlich vielschichtiger. Es geht nicht mehr darum eine Mehrheitsmeinung zu vertreten. Im Gegenteil dient ihr dazu das nicht offensichtliche anzusprechen. Dies geschieht dann vielleicht noch auf indirekte Weise indem der angeprangerte Missstand übertrieben gelobt wird oder der Witzereisser sein eigenes Fehlverhalten darstellt und es indirekt auch seinen Zuhörern unterschiebt.
In vielen Fällen geht es eigentlich nicht um den angesprochenen Sachverhalt oder Unsinn sondern um eine ganz einfache Botschaft. Nehmt nicht alles so ernst.
Humor & Satire bringen also durchaus etwas Sonnenschein in das Leben der Zuhörer oder Leser weil Lachen doch etwas befreiendes hat. Wenn dieses Lachen beabsichtigt ist dann kann es auch der Betroffene mit Humor nehmen. Wenn das Lachen fehlt bleibt nur die Herabwürdigung übrig. Das kann der Betroffene im besten Falle ignorieren.
Nach kurzem Blättern im bösen Satire-Blog finde ich dann auch einen Beitrag, der sich unausgesprochen auf einen unserer Musik-Auftritte zu beziehen scheint. Mit Lust wird über die Darbietung hergezogen. Natürlich bin ich wild entschlossen, das zu ignorieren. Immerhin muss man sich ja nicht wundern, dass da ein Verriss steht. Zudem wusste der Autor ganz gut, was bei der Veranstaltung auf ihn zukommen würde, und ist doch gekommen. Vielleicht sollten wir das betrachten wie die Politiker am Nockherberg, für die das Derblecken bedeutet, dass man sie zur Kenntnis nimmt. In diesem Sinne: Vielen Dank für die Blumen.