Das Mittelalterfest in Arnstorf war für uns Jongleure von Masters of Desaster eine Super Sache. Schöne Stimmung, schöne Shows, schöne Erlebnisse.
Am Anfang erst mal eine kleine Verunsicherung: Jenseits der Landshuter Hochzeit machen wir nicht so viel in Sachen Mittelalter und sind eher einfach ausgerüstet im Vergleich zu anderen Akteuren, die von einem Markt zum anderen ziehen. Für das vorhergesagte Wetter hatten wir nicht das geeignete historische Schuhwerk. Mit den Römerlatschen wird es bei Nässe schnell ungemütlich. Einfache Schnür- und Schnallenschuhe erschienen uns zwar wenig historisch, aber ein vertretbarer Kompromiss.
Auch die sonst übliche Pseudo-Mittelaltersprache ist nicht wirklich unser Ding. Bei uns geht es einfach mehr um das Jonglieren. Bei einer Jonglierdarbietung ist die akustische Präsenz ganz wichtig. Im Gegensatz zu anderen Akteuren hatten wir keine elektronische Unterstützung im Gepäck, dafür aber zwei Trommeln. Darauf haben wir vier Jongleure abwechselnd und manchmal mehrere gleichzeitig Radau gemacht. Das hat ganz gut funktioniert, eine Menge Aufmerksamkeit gebracht und viel Spaß gemacht. So waren wir 4 Jongleure, 4 Trommler und doch nur 4 Leute.
Wie sich das für Straßenkunst gehört, war am Anfang unserer Shows meist kein geschlossenes Publikum, was sich mit der ersten Nummer immer schnell änderte. Für uns sind die Nummern mit den Freiwilligen am schönsten. Da ergeben sich oft witzige Sachen. Bei einem Markt wie diesem kann man sich danach leicht wieder über den Weg laufen. So war das auch mit dem Mann, den wir uns als Prinzessin geholt haben. Der wird dann mit Flachs-Perücke und Ehrenkranz ausgestattete und muss vor dem Einäugigen Riesen zittern. Bisher haben wir keinen erwischt, der bei dem Blödsinn nicht bereitwillig mitgespielt und bei einem Wiedersehen freudig gegrüßt hätte.

Ein besonderes Highlight war eine Begegnung im Lager. Bei der Ausschau nach einem Platz für den nächsten Auftritt sehe ich, wie Jonglierkeulen in einer Gruppe herum gereicht werden. Das wollte ich genauer sehen. Die hatten uns auch gleich gesehen und gleich die Keulen weggepackt, weil sie sich vor „Profis“ nicht blamieren wollten. Diese Gruppe waren ausgerechnet die Aussätzigen, die mir so gut gefallen, jetzt aber noch ohne Schminke und hoffentlich nicht ansteckend. Um ihr Lager hatten sie eine Reihe dicke Bretter auf Strohballen gelegt, die wahlweise als Zaun oder Bank fungierten. Die nutzten wir jetzt als Bühne, eine echte Wackelpartie.


Noch bevor es richtig dunkel war, haben wir eine schöne Feuershow mit allen Zutaten hingelegt. Wie so oft haben wir dafür einen Freiwilligen gesucht, dem dann die brennenden Fackeln um die Ohren fliegen. Ein Hühne im Leder-Nieten-Outfit meldete sich, um uns dann einen Jungen mit Umhang und Holzschwert zu schicken. Hatte da ein Papa seinen Sohn vorgeschickt, wo er eigentlich gern selber wollte. Nach der Show wollte ich das genauer wissen. Nicht der Hühne war der Papa, sondern ein extrem tätowierter Wickinger-Typ, der uns davor schon mal aufgefallen war.
Zum Finale versammelten sich dann alle Feuerkünstler zu einer großen Show. Von Spaß bis Grazie war alles vertreten. Wirklich ungewöhnlich fand ich eine Nummer von Roxana, die sich mit Fackeln in den Händen und an den Zehen auf einem Podest räkelte und schließlich mit ihren Füßen ein kleines Feuerwerk in ihrem Turban entzündete.
Danach schallte noch lange Mittelalter-Rock von Furunkulus in die Nacht hinein, die für uns Jongleure an einem Feuerchen endete.