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Indoor-Kirchweih mit der Pianolady

Es war schon abzusehen, dass in diesem heißen und trockenen Sommer ausgerechnet das Eröffnungswochenende der Jakober Kirchweih verregnet sein würde. Deshalb musste das Fest aber nicht ausfallen. Es wurde einfach in der Kirche gefeiert. Über Mittag war noch eine Bigband im Altarraum am Start. Den Nachmittag von 2 bis 6 teilten sich dann die Pianolady und ich.

In abwechselnden Sets gab es Klaviermusik und Gitarrenmusik jeweils mit dem passenden Gesang. Die junge Lady hat ihr Programm aus Soul, Folk, Pop und Jazz-Standards zusammen gestellt und liefert es in sanfter Bar-Stimmung ab. Sowohl das Klavierspiel als auch ihre Stimme sorgen für Volumen und Tiefgang. Ihre Lieder sind alle englischsprachig, darunter auch einige, die mir am Herzen liegen. Meine Stücke aus Südamerika und Italien sind dazu ein deutlicher Kontrast.

Der Kirchenraum hat eine typische Akustik und bringt eine eigene Stimmung mit sich, auch wenn an dem Wochenende ein anderes Treiben herrschte, als es sonst wohl üblich ist. Es wurde immer wieder geklatscht (was meines Wissens in Kirchen eher selten ist), aber Abrocken schiene mir dann doch unangebracht. Ich empfand es eher als Kaffeehaus-Atmosphäre. Die Musik der Pianolady hat da gut gepasst. Meine Sachen habe ich auch eher sanft interpretiert, wie mir das eben passend erschien.

Als wir schon am Abbauen waren, kam draußen doch noch die Sonne raus und die Barbetreiberin bat um eine Verlängerung im Freien. Wegen Regens war die Band für den Abend abgesagt. Eine Stunde wollte ich dranhängen. Dann wurden es doch zwei, weil ich noch Sachen in der Kirche gelassen hatte, dort aber mittlerweile eine Andacht stattfand. So musste ich ohnehin warten und hatte damit genug Zeit ein paar rockigere Stücke auszupacken, die ich in der Kirche nicht hatte spielen mögen. Ein Schlussspurt sozusagen. Danach war ich wirklich knülle.

Nach einer Übernachtung im benachbarten Pilger-Hotel war ich schon am Vormittag auf der Matte. So konnte ich mir ein Weißwurstfrühstück gönnen und dazu die Jazz- Bigband hören. Mit 20 Bläsern haben die einen ordentlichen Schalldruck und sind trotz Zurückhaltung in der Kirche sehr präsent.

Wenig später schneite ein Blumenwesen auf Stelzen herein. Der Reifrock ist eine Mischung aus Hagebutte und schwingender Glocke. Mit ihren sanften Bewegungen verströmte sie einen Zauber, der sich noch steigerte, als sie Seifenblasen versprühte.

Am Nachmittag waren die Pianolady und ich wieder abwechselnd im Einsatz. Zwischendrin versiegte draußen der Regen und ich konnte ein Set bei der Bar abliefern. Dann war der Lichtblick schon wieder vorbei. Da half auch ein Tänzchen der Blume auf Stelzen mit dem Herrn vom Grill nicht.

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Städte Straßenmusik

​Nachlese Straßenmusik in Straubing

Bisher habe ich in Straubing immer den einen oder anderen Bekannten getroffen. Diesmal war das anders. Carsten war mit seinem Käsestand wohl auf einem anderen Markt. Said, der persische Obsthändler hatte Betriebsurlaub. Und auch Helmut, der Wirt ist nicht aufgetaucht. Das mag alles an der Urlaubszeit gelegen haben. Immerhin hat Herr Buchner im Vorübergehen gegrüßt.
Langweilig war es natürlich nicht. Der Platz beim Spielplatz am Fuß des Stadtturms ist einfach sehr günstig, mit den Ruhebänken und Straßencafes rundherum. So bin ich auch mit dem Fotografen ins Gespräch gekommen, der mir diese Fotos geschickt hat.

Nach fast 4 Stunden Musik hatte ich das Bedürfnis nach einer Pause und einer Erfrischung. Als ich mich gerade an einem freien Tisch niedergelassen hatte, setzt sich ein Herr mit Strohhut zu mir. Ernst, der Fotograf, verfolgt meine Ankündigungen und taucht immer wieder mal an einem Ort auf, der für ihn fotografisch interessant ist. In Straubing hatte er sich so dezent im Hintergrund gehalten, dass ich ihn nicht bemerkt habe. 

Nach der unterhaltsamen Pause wollte ich mit frischen Kräften nochmal eine Runde spielen. Mein alter Platz schien mir jetzt nicht mehr so günstig, weil ein Musikerpaar gleich ums Eck vom Turm zu spielen begonnen hatte und ihre Musik sich mit meiner unangenehm überschneiden würde. Ich war ja lange genug auf dem Platz gewesen und wollte es darum an einer anderen Stelle versuchen. Das war zwar auch in Hörweite eines Straßencafes, aber so gelegen, dass viele Leute direkt an mir vorbei eilten. Das ist sehr ungünstig, hatte ich aber zu spät erkannt. 

Nur einen interessierten Zuhörer habe ich an diesem Platz gefunden. Er war für ein paar Tango-Lieder bei mir stehen geblieben. Bei einem kurzen Gespräch stellte sich heraus, dass meine Vermutungen nicht zutrafen. Weder spielt er selblst ein Instrument noch ist er Tango-begeistert. Aber Musik spielt für ihn eine wichtige Rolle. Er ist nämlich Ungar. Früher wurde dort in jeder Kneipe und an jeder Straßenecke ständig musiziert. Es gibt auch einen Geiger, der sowas wie eine nationale Institution ist. Für meinen Zuhörer gibt es zu jeder Stimmung und Seelenlage ein Lied von dem Geiger. Seine Freunde erkennen an der Musik, die er spielt, wie es ihm gerade geht, ob er etwa Kummer wegen einer Frau hat.

Beim Ausklang mit Ernst im Straßencafe saßen kurz die beiden anderen Musiker am Nebentisch und zählten ihre Einnahmen. Der Sprache nach schienen es Italiener zu sein, die Frau hochschwanger, mit leichtem Gepäck auf Straßenmusik-Tour, mit prüfendem Blick, wie weit das Geld reichen wird. Das wirkt auf mich schon wie richtiges Abenteuer. Ich mag es dagegen gern etwas komfortabler und will nicht jeden Euro umdrehen müssen. Und mit so einem werdenden Kind auf Tour wäre mir zu gewagt, da will man doch nichts verkehrt machen. Für mich muss es nicht so viel Abenteuer sein. Da bleibe ich schön in meiner Komfortzone.

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Straßenmusik in Passau – kurz und gut

In Passau habe ich diesmal gleich den richtigen Platz aufgesucht. An der Stelle hatte schon mein letzter Besuch ein gutes Ende gefunden. Mitten in der Fußgängerzone ein Platz im Schatten, gegenüber Bänke unter Bäumen. An so einem Brückentag waren viele Touristen in der Stadt und etliche davon machten hier Rast oder Brotzeit. Viele waren für angenehme Unterhaltung dankbar, einige waren von der Musik entzückt oder verzaubert. Ein Mann verglich mich mit Paco de Lucia, was natürlich völlig unangemessen ist, aber als Kompliment doch gerne angenommen wird.

Besonders freuen mich Paare, die bei meiner Musik zärtliche Gefühle zeigen. Klar bin ich da nicht der Auslöser, aber ich stelle mir gerne vor, zu etwas Schönem beizutragen. Ein solches Paar hat mir länger als eine Stunde zugehört. Einmal bat ich sie auch, doch die Küsserei nicht zu unterbrechen nur um zu applaudieren.

Ein Mann blieb mit seinem Rad direkt vor mir stehen, um meine Musik ganz genau zu hören. Einen anderen Radler, der das auch machte, forderte er recht deutlich auf, für den Kunstgenuss auch ein paar Münzen springen zu lassen. Dessen Verweis auf leere Taschen wollte er nicht gelten lassen. Ich stellte klar, dass es mir auch was wert sei, dass mir der andere seine Aufmerksamkeit schenkte. Klar würde ich gerne daheim in dem ganzen Geld baden, auch wenn es nicht mal ein Fußbad wird.

In einer Pause meinte ein Zuhörer, dass er mich schon mal auf einer Bühne gesehen hätte. Er konnte den Ort nicht gleich benennen. Gemeinsam kamen wir drauf, dass es in Attenkirchen war. Das fand ich bemerkenswert, weil das ja ein kleiner Laden so weit weg von Passau war. Den Auftritt in Attenkirchen hatte ich aber zufällig während eines Besuches hier in Passau vereinbart. Da besteht sicher eine geheime Verbindung zwischen Passau und dem 150 km entfernten  Örtchen, so eine Art Wurmloch des musikalischen Schicksals.

Ein herbes Erlebnis zum Schluss: zwei offiziell uniformierte Männer von der Sicherheitswacht kamen vorbei, um meine Genehmigung zu kontrollieren. Dabei stellten sie fest dass mein Verstärker dieser Genehmigung nicht entspricht und ich darauf verzichten muss. Das alles lief in recht freundlichem Ton ab. Ich knipste den Verstärker ab, um rein akustisch zu spielen. Bei meiner Art zu spielen und meiner Stimme reichte der Schall gerade bis zur Straßenmitte. Also knipste ich den Verstärker wieder an. Dummerweise kamen die Sicherheitsleute recht bald zurück. In nun viel ernsterem Ton drohten sie, dass ich durch den Verstärker künftige Genehmigungen aufs Spiel setzen würde. Ich sehe ein, dass die beiden hier ihren Job machen und es da nichts zu diskutieren gibt. Bisher war es gut gelaufen und der Tag noch lang genug für den Badeweiher.

Beim Packen saß noch ein Mann auf der Bank, der mir schon zuvor wegen seines Camps Gitarrenkoffers aufgefallen war. Mit dem wollte ich gern noch über diese Gitarrenmarke sprechen. Er hatte einen ganz ähnlichen Plan. Er ist nämlich Vertreter für diese Marke und hatte meine Gitarre sofort erkannt. Er war angetan, sowas bei einem Straßenmusiker zu sehen.

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Straßenmusik in Straubing zu zweit

Am Samstag waren wir in Straubing am Stadtplatz beim Musizieren, Nach längerer Zeit waren wir mal wieder zu zweit unterwegs, also nicht nur mit Gitarre und Gesang sondern auch mit Cajon und Melodika.

Einen Termin hatten wir ja schon wegen Regenprognose abgesagt. Für diesmal war die Vorhersage gut, bis wir in Straubing ankamen. In Landshut waren wir noch bei Sonnenschein gestartet. In Straubing warteten dunkle Wolken auf uns. Die werden sich da im Stau vor dem Bayerwald versammelt haben. Die Straßencafes auf der Westseite vom Turm waren alle leer. So entschieden wir uns für ein Plätzchen auf der Ostseite, wo wir vor Wind und Regen etwas geschützter waren und wenigstens die Besucher von Grünen Markt uns sehen konnten.

So richtig groß war der Zuspruch nicht. Immerhin kamen gelegentlich Zuhörer zu uns, besonders von Carstens Käsestand gleich gegenüber. Unter den Zuhörern fiel mir eine Dame auf, die ganz nah kam, um sich die Melodika genau anzuschauen. Erst im Gehen sah ich ein entrücktes Lächeln. Tom war in sein Spiel versunken und hatte davon nichts mitbekommen. Kurze Zeit später wiederholte sich das Schauspiel mit einer anderen Dame. Liegt das am ungewöhnlichen Instrument oder an der Magie der Musik? Wird wohl eine Mischung aus beidem sein. Jedenfalls trägt Tom ordentlich zum  Erhalt der Fankurve bei.

Ein Passant raunte im Vorbeieilen etwas von „schlechtem Platz“. Ja wir hatten uns das auch besser erhofft. Erst etwas später, als eine aufgebrachte Frau ums Eck kam und meinte, es wäre unverschämt, dass wir trotz Aufforderung nicht vom Schaufenster verschwinden, dämmerte uns, dass der genuschelte Satz vorhin wohl ein Platzverweis war. Dass die Frau ein Beweisfoto machen und die Polizei rufen wollte, schien uns aber doch unangemessen. Es war ja kein böser Wille von uns, sondern ein Kommunikationsproblem des Ladenbesitzers. Die Frau war dafür beeindruckend deutlich.  Den Platz räumten wir dann leichten Herzens.

Die andere Seite vom Turm war jetzt schon etwas belebter und vom Regen war auch nichts mehr zu befürchten. Strategisch war das der richtige Platz. Rund herum locker besetzte Tische und direkt vor uns Bänke für Zuhörer, die von der Musik angelockt wurden. Daneben ein kleiner Spielplatz. Die wartenden Eltern waren auch für etwas Unterhaltung dankbar. Ein Vater mit Baby vor der Brust meinte, ihm wäre jetzt mit einem Schlaflied gedient. Wir haben da nur was Griechisches im Programm, ob das sein Baby wohl verstünde? Der Vater war überzeugt. Es hat aber nicht funktioniert. Alle anderen haben geträumt außer dem Baby. Das war noch putzmunter.

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Auch eine nette Begegnung: Zwei südländische Burschen, nach eigenem Bekunden tschechische Gipsies. Da mussten wir nochmal Noches de Hungria rausholen, das Lied über die Zigeunergeige am Donauufer.

Am Ende hat sich auch die Genehmigung vom Ordnungsamt gelohnt, weil zwei Damen von der Sicherheitswacht auftauchten und danach fragten. Ihnen war neu, dass man sich die vorab zuschicken lassen kann. Mir war neu, dass es eine Sicherheitswacht gibt. Wir haben uns aber keinen Ausweis zeigen lassen.

Nach gut 4 Stunden Musik war es genug. Wir hatten ja noch eine lange Heimreise vor uns, mit ausgedehnten Zwischenstops bei Helmut und seinem Weinkeller und danach bei der Eröffnung vom Zombräu in Mirskofen. Aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes mal erzählt werden soll .

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Schlafen auf dem Beherbergungsschiff

Kleine Unterschiede im Sprachgebrauch deuten immer noch auf die sozialistische Vergangenheit im Osten hin. So heißt der Feiertag vor Pfingsten nicht Christihimmelfahrt oder Vatertag, sondern Männertag. Genutzt wird er wie überall für Ausflüge oder einen Kurzurlaub.

In Dresden ist an einem solchen Wochenende nicht leicht ein günstiges Zimmer zu finden. So ist ein Teil unserer Band auf dem Beherbergungsschiff gelandet. Das ist nicht besonders komfortabel, aber hat Atmosphäre. Die Kajüten sind winzig. Es gibt Gemeinschaftsduschen und -WC. Das Schiff liegt auf einem Seitenarm der Elbe im Altwasser und ist dort an einem Pfeiler fest verankert. Bei normalem Wasserstand gibt es keine Schaukelei. Bei Hochwasser mag das anders sein.
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Gleich neben der Marienbrücke liegt das Schiff in eben noch fußläufiger Entfernung zu Altstadt und Neustadt.
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Oft wird ein Ausblick von oben über die Stadt als schön empfunden. Bei meiner Kajüte ging der Blick direkt hinaus auf die Wasseroberfläche, das ist auch schön, und welches Hotel kann das schon bieten. Der Wasserspiegel wäre etwa auf Hüfthöhe.
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Die Wände der Kajüte sind dünn. So bekommt man auch einiges mit vom Leben an Bord, besonders wenn die Kajüte unter dem Eingang und direkt neben der Gemeinschaftsdusche liegt. Wer es also gesellig mag, …

Charakteristisch für die besondere Atmosphäre des Schiffes ist das Fenster vom Duschraum.
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Im Frühstücksraum sieht man erstaunlich viele Wanderschuhe. Eigentlich scheint ja Wandern und Schiff nicht so gut zu passen, aber Wandern und Herberge schon eher. Interessant eigentlich, warum bei den Wanderfreunden nach wie vor Karomuster so hoch im Kurs stehen? Wegen möglicher Flecken wären andere Muster viel diskreter. Es mag wohl eher nostalgische Gründe haben. Zu Zeiten der Großeltern waren gewebte Karostoffe besser zu waschen als bedruckte Stoffe. Beim Wandern entstehen ja leicht mal Schweißflecken. Da hat man schon immer gerne gekocht. Heute erinnern uns Karomuster an die gute alte Zeit, als Waschen mühsam und gefährlich war.

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Mehr Fotos aus Bayreuth

Hier noch einige wunderbare Fotos, die Ernst Bokkelkamp in Bayreuth aufgenommen hat.

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Straßenmusik in Freising

Am vorigen Samstag war ich mit meinen 100 Canciones (oder wenigstens einigen davon) am Wochenmarkt in Freising. Der Termin war höchst passend. Schon am 9. Mai werde ich in Freising auf dem Uferlos Festival auftreten. Diese wertvolle Information habe ich auch auf meine Schiefertafel aufgenommen. Wenn es nach den kleinen Gesprächen am Rande geht, werden schon einige Leute am Samstag ins Kaffeehauszelt kommen, um meine Musik zu hören.

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Nette Begegnung: aus der Boutique gegenüber hat mich ein sonnengebräunter älterer Herr besucht. Er ist auch im Musikgeschäft, allerdings nicht mit 100 Liedern, sondern mit Tausenden. Er ist der klassische Alleinunterhalter mit Computer, Gitarre und Gesang. Er hat die ganze Bandbreite an Unterhaltungs- und Tanzmusik in seiner Tasche. Obwohl er auf sehr viel Erfahrung zurückblicken kann, übt er täglich und arbeitet jede freie Minute an den MIDI-Files für neue Stücke. Er ist so begeistert von der Arbeit an der Musik, dass ich mir gut vorstellen kann, dass er seine Shows mit echter Leidenschaft spielt, auch wenn er auf den ersten Blick nach „Amigos“ aussieht. Interessant finde ich, dass er früher mit dem netten Herrn aus dem Ordnungsamt musiziert hat, der mir immer so problemlos die Genehmigungen ausstellt. Bei dem musste ich am Anfang mal vorspielen. Bisher wusste ich nicht, dass er schon Ahnung von Musik hat.

Nach Längerem hatte ich diesmal wieder einen Platz zwischen den Marktständen. Um Konflikte zu vermeiden, hielt ich mich mit der Lautstärke etwas zurück. Zum Abschluss fragte ich meine direkten Nachbarn, ob sie sich vielleicht doch gestört fühlten. Der Gemüsemann hatte schon die ganze Zeit mitgepfiffen. Dem hatte es gut gefallen. Witzig: er kommt aus Oberfranken, wo ich erst letzte Woche war. Er muss mitten in der Nacht aufbrechen, um am frühen Morgen um 4 Uhr seinen Stand aufzubauen. Auch den älteren Spargelverkäufer auf der anderen Seite fragte ich, der Verstand aber schon meine Frage nicht, da wird er wohl auch von der Musik wenig gehört haben. Ich hatte mich schon gewundert, warum er immer so vertraulich mit seinen Kunden spricht. Die Blumenfrau am übernächsten Stand wollte mich überreden, doch schon nächste Woche wiederzukommen. Das werte ich mal als Zustimmung zu meiner Musik.

Nach dem Markt geht es in Freising jetzt regelmäßig noch ins alte Gefängnis. Neben dem Stammtisch treffe ich diesmal dort auch den Kurvenbader, der sich schon am Markt für meine Musik begeistert hatte. Wir sitzen im gemütlichen Hof. Der Bader und die Bedienung Brigitte überzeugen mich, hier noch ein paar Stücke zu spielen. Weil die Stimmung gut ist, werden es dann ein paar mehr. Vielleicht komme ich schon bald wieder ins alte Gefängnis.

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In Dorfen gehöre ich schon fast zum Inventar

In Dorfen war es wieder ganz familiär. Ich bin ja wirklich nicht oft hier. Um genau zu sein war ich die letzten 3 Jahre jeweils einmal da. Für die Marktleute gehöre ich aber schon dazu. Nettes Erlebnis: eine Dame hat am Gemüsestand gehört, ich wäre jetzt öfter da, und fragt, ob ich vielleicht gerade spielen würde, wenn ihre Freundin aus USA zu Besuch kommt. Das wäre wirklich ein Grund für mich, geht aber nicht wegen Tango-Konzert in Dresden.

Anderes Erlebnis: der Mann mit dem Ziegenkäse hat Noten von einem Lied, das seine Oma immer gesungen hat. Das würde er von mir gerne hören. Jetzt ist er enttäuscht, weil ich keine Noten lesen kann. Wenn er mir die Noten schickt, will ich das Stück aber gerne lernen. Wir treffen uns ja sicher auf einem der umliegenden Märkte.

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Nächtliches Kulmbach

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Nach meinen Straßenmusik- Einsätzen in Oberfranken war ich abends ordentlich müde. Immerhin hat es noch für ein Essen im Freien und eine kurze Runde am Marktplatz von Kulmbach gereicht.

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Straßenmusik in Bamberg

Jetzt wird es Zeit, die Erlebnisse aus Bamberg aufzuschreiben, bevor alles verblasst.

Wegen schlechter Wetterprognose hatte ich schon Zweifel, ob Bamberg eine gute Idee ist. Dass der Genehmigungsprozess merkwürdig ist, wusste ich schon. Man muss die Genehmigung persönlich beim  Stadtmarketing beantragen. Erteilt wird sie dann vom Ordnungsamt, aber wieder vom Stadtmarketing ausgehändigt. Der Sinn dieser Prozedur erschließt sich mir nicht. Das könnte aber mit einem prominenten Fall zusammen hängen, wo ein Straßenmusiker zu mehr als 1000 € Strafe verurteilt wurde, aber die Stadt moralischer Verlierer war.

Für die angekündigte Wartezeit von einer Stunde hatte ich mir eine Stadtrundfahrt mit dem Einrad vorgenommen. Zu gegebener Zeit zeige ich hier ein Video. Toll fand ich die obere Brücke (schon eine Herausforderung mit dem Einrad) und den Rosengarten mit seinem Blick über die Altstadt. Was Besonderes ist die Domhütte, wo man spürt, dass so ein Bau ein Ewigkeitswerk ist, das von einer Hand zur nächsten weitergegeben wird.

Nach der vereinbarten Stunde war die Genehmigung noch nicht fertig. Krankheitsfall im Ordungsamt, wird aber sicher noch vor 12:00 fertig, man ruft mich an. Ich entschließe mich, meine Musikausrüstung aus dem entfernt geparkten Auto zu holen. Auf dem Rückweg in die Innenstadt spricht mich ein älterer Herr an wegen meiner Ausrüstung. Ihm geht es aber nicht wie so oft um meinen Street-Verstärker, sondern um meinen Wagen. Er sucht etwas für den Transport seines Akkordeons. Von der Logistik führt das Gespräch zu den Instrumenten und zur Liebe zur Musik.

Die Genehmigung lässt weiter auf sich warten, trotzdem entschließe ich mich, schon mal anzufangen, sonst vergeht noch der ganze Tag. Zuerst muss ich mich mit 4 Bulgaren arrangieren, die akustisch recht viel Raum brauchen. Der Platz am anderen Ende vom „Grünen Markt“ scheint mir dann nicht schlecht. Es gibt einen Brunnen und Cafes.

Als ich in Fahrt komme und gerade erste Fans gewinne, klingelt das Telefon, die Genehmigung ist fertig. Damit ich schnell wieder zurück bin, bitte ich das Paar im Cafe, kurz auf meine Sachen aufzupassen. Als ich nach 10 Min zurück bin, sehe ich die beiden erleichtert über meine Rückkehr. Vor einigen Wochen war die Frau „Opfer“ einer versteckten Kamera und dachte, ich würde wieder einen derben Spaß mit ihnen treiben. Normal denkt man sich ja nichts böses bei einer harmlosen Bitte.

Kurz nach meiner Rückkehr wollte eine Polizeistreife meine Genehmigung sehen – hat sich also gelohnt, sie gleich zu holen. Sie waren wegen einer Beschwerde unterwegs. Nach ihren Andeutungen könnten das die Bulgaren gewesen sein.

Nach der Mittagszeit begann in meinem Revier ordentlicher Baulärm, also: Umzug. An der nächsten Station war der Empfang unfreundlich. Ein Verkäufer hatte Angst, seine Kunden nicht richtig zu verstehen. Hier hatte ich auch die Bulgaren zuletzt gehört, nicht schlecht, aber eben etwas laut.

Weil ich keinen Streit will, suche ich dann halt was anderes und werden zur Oberen Brücke geschickt. Für mich ist es das eigentliche Schmuckstück in Bamberg, der Eingang zum historischen Bereich am Fuß des Dombergs. Hier kommen alle vorbei und viele genehmigen sich ein Eis oder einen Kaffee. Meine Pensionswirtin nennt das „klein Venedig“.

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Ich sehe gleich zu Beginn, dass meine Musik hier gut ankommt. Ein Mann kommt nach wenigen Takten mit einer Spende zu mir. Seine Frau Frau grinst bei jedem neuen Stück über beide Ohren. Ich glaube, ich habe es richtig erwischt.

Ich sitze direkt vor dem Mohren-Haus, einem wunderbaren Laden für Tee und Wohn-Accessoires in einem historischen Gebäude. Die Verkäuferinnen machen Tür und Fenster auf und lächeln freundlich herüber. Die Musik scheint ihnen zu gefallen. Wie sich später herausstellen sollte, sogar ziemlich gut – aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes mal erzählt werden soll.

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Eine der vielen Gruppen, die vorbei schleudern, sind Männer, die sich als Brasilianer zu erkennen geben. Nach dem Äußeren hätte ich sie in Mitteleuropa eingeordnet. Sie wollen Bossa Nova hören,  ich wage „One Note Samba“ auf Brasilianisch. Das ist der mit dem vielen Text. Die Burschen sind zufrieden und meinen, man hätte schon jedes Wort verstanden.

Auf dem Rückweg komme ich bei dem Brunnen vorbei, wo mich Mittags die Polizei kontrolliert hatte. Ich frage zwei Marktfrauen, ob ihnen vielleicht meine Musik zu laut war – nein, garnicht. Aber eine beschwert sich, dass ich einfach ans Telefon ging, als sie gerade meinen Gesang erwartet hatte. Ich entschuldige mich, aber die Genehmigung ist hier in Bamberg eben eine ernste Sache.

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Jamsession in Bayreuth

Dieses wunderbare Video hat Ernst in Bayreuth aufgenommen. Richard improvisiert so gefühlvoll, dabei war ihm das Stück bisher unbekannt.

Genau während dieses Stückes ist die Polizei direkt hinter der Kamera stehen geblieben und hat uns streng beäugt. Richard war so vertieft und hat davon nichts mitbekommen.

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Bayreuth 2015

In Bayreuth war vieles anders als erwartet. Das Rathaus war leicht zu finden und die Genehmigung problemlos zu haben. Die Fußgängerzone war schon vor 10:00 recht gut besucht. Aber von dem geringen Zuspruch war ich doch anfänglich enttäuscht. In den ersten beiden Stunden lief praktisch nichts, höchstens ein freundliches Lächeln auf Distanz. Über die Mittagszeit hatte ich einem optimalen Platz. Trotzdem gab es nicht halb so viel Resonanz wie in Kulmbach. Auf dem Weg zum nächsten Platz ließ ich mir sagen, dass hier einfach zu viel Musik angeboten wird.

Da laufe ich dem Fotografen Ernst in die Arme. Das war eine Überraschung für mich, aber kein Zufall. Er verfolgt meien Blog und wusste daher, dass er mich hier finden konnte. So hat er das schöne Wetter für eine Foto-Pirsch genutzt. Erst mal haben wir unser Treffen begossen und geratscht. Danach wurde ein guter Spielort mit ansprechender Kulisse ausgewählt. Da lief es mit dem Publikum etwas besser, auch wenn sich weiterhin niemand von einem Straßencafe herüber locken ließ.

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Aus der Frage eines jungen Mannes mit Gitarre am Rücken, wie man hier zu einer Genehmigung für Straßenmusik kommt, entsteht ein Gespräch, an dessen Ende ich ihn bitte, doch auch etwas zu spielen. Richard spielt echt super und möchte auf die Berufsfachschule für Musik gehen, um Musik zu seinem Beruf zu machen. Zusammenspiel und Improvisation sind das Größte für ihn und so spielen wir ein paar Stücke zusammen, aber eben nach meinen Möglichkeiten, also etwas, das ich schon kann und einfach aufgebaut ist, damit sich gut improvisieren lässt. Richard spielt mit meiner Gitarre und Verstärker, während ich auf seiner Gitarre akustisch begleite. Zusammen sind wir schon etwas laut. Als ich eben überlege, ob das Anstoß erregen könnte, fährt die Polizei vorbei. Direkt vor uns bleiben sie stehen und schauen recht prüfend. Als sie aber Ernst mit Kamera und Stativ hantieren sehen, fahren sie doch weiter. Ernst hat uns gerettet. Dachten die Herrn, das wäre hier ein Video-Dreh,  hatten sie Angst vor schlechter Presse, oder wollten sie einfach keine Spielverderber sein? Wir werden es nie erfahren, glauben aber das Beste. 🙂

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Foto: Ernst Bokkelkamp

 

Nach ein paar ausgedehnten Stücken kommt der junge Schotte Ben vorbei, der zuvor schon mal bei mir gelauscht hatte. Natürlich konnten wir ihn überreden, mitzumachen. Ben kommt aus Edinburgh, wo er gut von Straßenmusik leben kann. Er hat eine tolle Stimme, spielt die Neo-Folk-Hits rauf und runter und ist ein sympathischer Junge, der offen auf alle Menschen zugeht. Jetzt tingelt er für einige Wochen durch Mitteleuropa.

Foto: Ernst Bokkelkamp
Foto: Ernst Bokkelkamp

Wenn so gejammt wird, freuen sich die Musiker, die Zuhörer bleiben da eher distanziert. Um so lustiger fand ich, dass sich dieser Typ von hinten anpirschte. Wir waren grade bei der Cuba-Sektion. Danach sah der Typ wirklich nicht aus. Pferdeschwanz, Death-Metal-Shirt, Army-Hose, Springerstiefel mit Lackschafft bis zum Knie. So saß er hinter den anderen Jungs und grinste vor Freude über die Musik. Die anderen konnten dieses Schauspiel erst nicht sehen. Bei einem anschließenden Bier wurde alles geklärt. Er spielt Metal-Bass, liebt aber spanische Gitarre. Was Richard abliefert, hat ihn entzückt. Der Metaller ist Ammi, möchte sich aber gerne hier niederlassen, wo er schon so viele Freunde hat.

Als sich unsere Runde auflöst, hat der Abend schon begonnen. Nach 6 Stunden Spielzeit habe ich keine Ambitionen mehr auf eine Einrad-Tour. Die Innenstadt gibt auch nicht so viel her. Mir war das Erlebnis genug.

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Kulmbach 2015

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Den ersten Tag meiner Franken Tour habe ich wie geplant in Kulmbach verbracht. Alles hat wie am Schnürchen geklappt. Kostenlosen Großparkplatz in Zentrumsnähe angesteuert. Kurzer Fußmarsch zum historischen Marktplatz. Gemütlicher Sitzplatz im Schatten. Vor mir der Würstlstand, der Wochenmarkt und ein voll belegtes Straßencafe. Dazu die ersten Sommertemperaturen im Frühling. Schon beim ersten Stück beginnen die Münzen zu klingen. Immer wieder ein Lächeln oder anerkennende Worte. So geht das, bis die Mittagszeit vorbei ist und der Markt abgebaut wird. Dann ist auch mein Kopf leer und es ist Zeit für mich, aufzuhören.

Zur Stärkung steuere ich die nächstgelegene fränkische Wirtschaft an. Beim Blick auf die Speisekarte lädt mich der einzige Gast im Freien an seinen Tisch ein. Die Franken scheinen mir recht zugänglich und gesprächig zu sein. Das trifft besonders auf Manfred zu. Er hat so viele Tipps für mich, dass ich sie kaum behalten kann. Er ist stolz auf seine Heimatstadt und deren Biertradition, obwohl hier bis Kriegsende auch Weingegend war. Er weiß auch viel über den Niedergang der Industrie in dieser Gegend.

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Auch für den Besuch auf der Plassenburg hat Manfred eine Empfehlung. Der Fußweg ist steil und unerquicklich. Der Bus ist bequem und nicht teuer. Weil ich nicht ganz fit bin und mich nicht am ersten Tag schinden muss, bin ich leicht überredet.

Auf der Burg ist außer Baustellenlärm wenig los. nur einem Grüppchen begegne ich, die Abends im gleichen Gasthaus essen. Im Innenbereich der Burg liegt fießes Kopfsteinpflaster, das für den Einradfahrer eine echte Herausforderung darstellt.

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FurDay in Ingolstadt

Das Geheimnis ist gelüftet. Die pelzige Horde hatte sich in Ingolstadt zum ersten FurDay zusammengerottet. Das Programm geht ungefähr so:

  • rein in den Pelz
  • raus auf die Straße
  • herumtrollen
  • harmlosen Unfug treiben

 

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In Augsburg am Stadtmarkt oder auch nicht

Die Fahrt nach Augsburg basierte eigentlich auf einem Irrtum. Das Datum für den Stadtmarkt hatte ich mir bei meinem letzten Besuch notiert und meinte, wir hätten das fest ausgemacht. Tatsächlich war aber eine Rockband engagiert. darum suchte ich mir eben ein anderes Plätzchen in der Fußgängerzone. Da gab es auch neue Begegnungen.

Besonders freut mich, dass sich einige Leute offenbar wegen meiner Musik im Straßencafe niederließen, So auch Michi und Stefanie. Sie nutzten meinen Blog genau wie ich mir das wünsche. Visitenkarte holen, Blog und Termine checken, ins Gästebuch schreiben. Als ich zum Abschied auf mein Konzert im Tapas4You hinweisen wollte, winkten sie ab, alles schon gelesen, sie wollten eh kommen. Wenn alle Leute kommen, die ich am Sonntag eingeladen habe, dann wird es richtig kuschelig in der Tapas Bar.

Gefallen hat mir auch eine Frau im Eiscafe, optisch eine Mischung aus Stadtstreicherin und Knusperhexe. Sie kam mehrfach zu mir, um mir Geld zu geben und über meine Musik zu sprechen. Dabei hätte sie mir auch einen Kindereisbecher mitgebracht. Eben Knusperhexe 😉

Nett auch ein türkischer Mann, der nochmal umkehrte, um meinen Hut zu loben. Nach einem Blick auf die Marke erklärte er, wo man hier solche und andere gute Hüte kaufen könnte.

Hier ein Foto von Norbert Cornils, der Bilder von Straßenmusikern sammelt:

Foto: Norbert Cornils
Foto: Norbert Cornils

Bei meiner Rückkehr zum Stadtmarkt war die Rockmusik verstummt. Auf meine Frage, ob die Band fertig wäre oder nochmal spielen würde, reagierte der Bandleader ausgesprochen kurz angebunden. Offenbar hatte es einige Beschwerden wegen der Lautstärke gegeben, und zwar nicht weil es zu leise war 😉

Ich nutzte die Gelegenheit, noch ein Stünderl für meine Fans bei der Destille zu spielen. Am Ende gesellte sich auch die halbe Rockband zu den Zuhörern. Da war dann der Markt schon geschlossen und wir hatten eine schöne familiäre Atmosphäre. So war am Ende wieder alles gut.

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Städte Termine

Passau am 22.08.14

Am kommenden Freitag, den 22.8.14 darf ich endlich in Passau spielen. Der Musiker-Andrang scheint größer zu sein als in anderen Städten. Ich habe schon mehrere Anläufe unternommen, bin aber bisher nicht zum Zuge gekommen. Um so mehr freue ich mich, dass es jetzt klappt. Anders als in anderen Städten gibt es nicht nur genaue Vorgaben, wo man spielen darf und von wann bis wann, sondern auch, wann genau man an welchem Ort spielen darf. Das ist ja wirklich sehr fürsorglich.

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Feuerwehr-Einsatz in Vilsbiburg

Für den Straßen-Einsatz in Vilsbiburg habe ich mich gerade am Tag zuvor entschieden. Dann bin ich dort kaum zum Musizieren gekommen, weil ich dauernd mit Bekannten ratschen musste.

Als sich der Markt langsam auflöste und ich schon am Packen war, kam nochmal „Schwung in die Bude“. Die
Feuerwehr zwängte sich mit Drehleiter und Einsatzfahrzeugen durch das Marktgeschehen, weil wohl in einem der Häuser am Platz was passiert war. Gerade da sprach mich ein tangobegeistertes Paar aus dem Straßencafe an und bat mich, doch noch etwas zu spielen. Als Gegenleistung wünschte ich mir einen Tanz auf dem Stadtplatz. Sie waren gleich überredet. In Buenos Aires, wo sie erst vor Kurzem waren, wäre das ja völlig normal.

Hier sieht man den Tanz Einsatz

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und hier den Feuerwehr Einsatz im Hintergrund

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Main-Tour Tag 2 – Miltenberg

Bei meiner Ankunft auf dem Engelsplatz, wo der Markt sein sollte wirkte ich wohl etwas verloren. Noch bevor ich fragen konnte, schickte mich ein Taxifahrer zum Hotel zum Riesen, dem ältesten Wirtshaus Deutschlands. Da müssen alle Touristen hin.

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Diese Kulisse ist absolut malerisch. Von Touristen-Massen war erst mal nichts zu sehen.

Ziemlich bald kam ich mit einem Mann ins Gespräch, der sich für meine Art Musik und für meine Aktivitäten auf der Straße interessierte. Nach einer Weile kam er wieder vorbei, diesmal mit seiner Frau und mit der gebrechlichen Mutter im Rollstuhl. Zusammen hörten Sie eine Weile zu. Das fand ich wirklich rührend.

Gegen Mittag belebte sich der Platz und ich fand mehr Zuspruch. Auch die Radfahrer kamen vorbei, die am Vortag wegen meiner Musik fast einen Fußgänger angefahren hätten.

Oft schaue ich Passanten freundlich an (versuche ich jedenfalls) oder schenke ihnen ein Lächeln, um zu zeigen, dass ich doch für sie spiele. Einem Jugendlichen mit Kopfhörer und Pickel blinzelte ich eher scherzhaft zu. Der kramte sofort nach Geld und kam zu mir. Weil er immer noch die Kopfhörer aufhatte, musste ich ihn in ein Gespräch verwickeln. Gitarre findet er überhaupt toll und würde es auch gerne lernen. Meine Meinung: in seinem Alter ideal. Gitarre das beste Instrument, geht allein, geht mit allem. Hauptsache, man macht Musik, die einem Spaß macht.

Nach einem Stellungswechsel traf ich das ältere Ehepaar aus dem Ruhrpot wieder, die am Vorabend bei mir am Tisch saßen. Jetzt ist mein Geheimnis gelüftet. Sie hatten mich am Hut erkannt – obwohl ich doch gestern den anderen Hut aufhatte.

Am Nachmittag kamen dann „die Amerikaner“. Wie eine Flutwelle wälzten sie sich durch die historische Gasse. Alle Gruppen machten am alten Rathaus halt, wo ich saß. Auch später beim Freigang konnte man sie noch gut erkennen an den Ausweisen der Reisegesellschaft.

Bei meiner letzten Station schüttete mir ein Mann sein Herz aus. Erst vor kurzem war wohl sein bester Freund gestorben. Schwer zu sagen, ob er so viel Alkohol hatte, weil er so traurig war, oder anders herum. Sicher dagegen lag es am Alkohol, dass er so gesprächig war und seine Ausführgen so unverständlich. Halb aus Mitgefühl halb aus Notwehr bat ich ihn, sich ein paar traurige Lieder anzuhören, darunter auch das eine, das ich letztes Jahr aus so einem traurigen Anlass geschrieben habe. Mit diesen Liedern hat ihn die Trauer so gepackt, dass er
mittendrin heimgehen musste. Der Platz war recht groß und hätte doch fast nicht gereicht, dass er die Kurve in die nichtge Gasse kriegt.

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Etwas verantwortlich fühlte ich mich dafür, dass er seine Tasche hatte liegen lassen. In seinem Zustand würde er sich morgen vielleicht nicht mehr ererinnern. Aus dem Inhalt hatte ich seine Adresse erfahren und war schon dran, ihm die Tasche zu bringen. Im Geschäft wo ich nach der Straße fragte, war er bestens bekannt wegen seiner Alkoholprobleme. Man wird ihm die Tasche schon wieder geben.

Von einem Cafe auf der anderen Seite des Platzes kam ein Mann zu mir der sich was rockiges wünschte. Meine ruhigen Stücke passten nicht zur Feierlaune seiner Gruppe. Ich versprach ihm, das passendste aus meinem Repertoir rauszukramen, praktisch meine ganze Blues Sektion, das sind 3 Lieder. Später, als ich die traurigen Lieder spielen musste, deuteten sie an,
sie brauchen einen Wechsel, weil Sie sonst einschlafen. Beim Fußball macht diese Geste der Trainer, wenn er einen Spieler auswechselt. Sehr dezent! Ich beschloss einen Gegenangriff. Ich würde ein rockiges Stück nur für sie spielen, wenn sie wenigstens den Refrain mitsingen. So kam ich dann noch zu einem Freibier und wir tauschten alle Geheimnisse aus. Die Kegelbrüder fahren jedes Jahr zusammen auf Kneiptour.

Wenn sie in ihrem lokalen Dialekt aus Westhessen loslegen, versteht man praktisch kein Wort, sicher mal keines, in dem ein R vorkommt. Das wird so weit hinten gerollt, dass es fast wie ein L klingt. Das hört sich an, als wäre man betrunken. Gut, die Jungs hatten da schon ein paar Bier, konnten aber auch noch verständlich reden.

Lokale Lieblings Band ist Fäägmeel. Dieses Lied, nur praktisch ohne R, dann kann man sich was vorstellen.

In dem Städtchen, wo ich Quartier hatte, gab es an dem Abend nur ein offenes Gasthaus und genau da war Kandidaten-Vorstellung zur Komunalwahl. Daheim schau ich mir sowas nicht freiwillig an. Hier in der Fremde kann man es wenigstens mit Humor nehmen.

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Regensburg Tag 1

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Da hatte ich schon gedacht, der Amtsschimmel in Regensburg sei diesmal besser gestimmt. Ok, man wollte mir keine Genehmigung zuschicken, weil ich ja nicht persönlich bekannt bin. Immerhin wurde mir der genaue Termin und der Raum zur Abholung meiner Genehmigung genannt und sogar ein günstiges Parkhaus empfohlen.

Dann kam es aber doch andres. In der Amtsstube war nur eine Auszubildende in ihrer ersten Woche. Natürlich hatte man ihr zu meinem Anliegen nichts aufgetragen. Alle Kollegen, die etwas hätten machen können, waren auf einer wichtigen Besprechung. Die junge Frau hatte sich auch noch nicht die nötige Grießgränigkeit und Herablassung angeeignet, die offenbar zur Amtsausübung erforderlich ist. Sie hat sich im Gegenteil sehr bemüht, jemanden zu finden, der helfen könnte, leider vergeblich. Die Besprechung würde ja sicher vor Dienstschluss enden, dann kann ich kurz vor Mittag meine Genehmigung haben. So wars dann auch.

Was soll die junge Frau eigentlich lernen? Will sie eigentlich Pferdepflegerin werden, wegen Schimmel und so? Ich vermute aber, dass der Begriff eigentlich aus der Botanik stammt. Buh, war der schlecht!

Der Kohlmarkt am alten Rathaus ist von der Kulisse her der schönste Platz in Regensburg. Es gibt einen Brunnen mit großen Bäumen und zwei Eiscafes. Für Fußgängerzone ist sagenhaft viel Verkehr, fast soviel Lärm wie an einer Durchgangsstraße. Dafür hat man da viel aufmerksames Publikum, weil jeder Besucher und jeder Flaneur hier vorbei kommt. Der schönste Platz für Zuhörer waren die Stufen des Brunnens hinter mir.

Besonderes Erlebnis:
Im Straßencafe am Tisch direkt neben mir ließ sich die Bäckereiverkauferin nieder, bei der ich in Landshut fast jedes Wochenende einkaufe, meistens mit Kleingeld aus der Straßenmusik. Sie saß da mit einer Freundin bestimmt eine halbe Stunde, ohne mich zu erkennen. Am nächsten Morgen war sie wieder im Bäckerladen und hat mich freundlich begrüßt, aber sicher keine Ahnung von meiner Straßenmusik. Man nimmt oft nur wahr, was man erwartet.

Erstaunlich sind die vielen Stadtführungen, die hier durch die Altstadt getrieben werden. Entweder eilen sie vorbei, um den Anschluss zur Gruppe nicht zu verlieren, oder sie lauschen den Erklärungen ihres Stadtführers. Eine erfreuliche Ausnahme war da eine Gruppe am Heidplatz, meiner zweiten Station. Als die Gruppe eintraf, war ich noch am Aufbau. Der Guide erkundigte sich gleich nach meiner Musik und kündigte mich dann seiner Gruppe an. Vorher hatte er natürlich noch einiges zu erzählen. Danach lauschte dann die ganze Gruppe andächtig bei zwei von meinen Tangos.

Der Haidplatz ist ganz anders als der Kohlmarkt, nicht so eng und belebt, sondern weit und eher ruhig. Dabei gibt es auch viele Menschen und Verkehr, auch Straßencafes, aber viel mehr Fläche, so dass sich alles etwas verliert. So entsteht eine ruhige, gelassene Atmosphäre. Von meinem Platz, wieder beim Brunnen, waren die Gäste recht weit entfernt. Trotzdem kann welche quer über den Platz, um sich für die schöne Zeit mit meiner Musik zu bedanken.

Hier noch eine Impression vom abschließenden Besuch bei der Wurstkuchel.

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Straßenmusik Tour am Main

Die Idee einer Straßenmusik Tour finde ich nach wie vor faszinierend. Mehrere Tage nacheinander an neuen Orten zu musizieren. Einen Versuch habe ich vor zwei Jahren schon unternommen, mit gemischtem Ergebnis. Damals war ich in Ulm, Günzburg und Donauwörth. Ulm war super, Günzburg mühsam und Donauwörth bitter. Das wird halt an den Schwaben gelegen haben.

An dem Konzept mit kleinen romantischen Städten will ich festhalten. Wo es doch in Dorfen zuletzt so gut gelaufen ist. Jetzt will ich es am Main versuchen. Meine Wahl fällt auf Marktheidefeld, Wertheim und Miltenberg. In allen 3 Städte scheinen nur selten Straßenmusiker aufzutauchen. Von Fahrrad-Urlaub her kenne ich die Gegend mit der schönen Landschaft und den historischen Plätzen. Da kann man es sich
nach der Musik noch schön gemütlich machen.

Der Termin steht noch nicht fest. Bei dem Wetter könnte es jederzeit so weit sein.

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Viele Begegnungen in Straubing

In Straubing war ich erst etwas skeptisch. Es ging damit los, dass der Groß Parkplatz überfüllt war, weil dort gerade ein Flohmarkt stattfand. Wo ich mich dann zum Musizieren zuerst niederlassen wollte, verlangte der Standnachbar gleich die Genehmigung und wollte mich offenbar loswerden. War auch kein guter Platz, weil gleich ums Eck 3 Rumänen dudelten. An meinem richtigen Platz waren die Leute auch anfangs zugeknöpft. Das sollte sich aber noch ändern.

Erstes Erlebnis: eine junge Frau mit Dreds und Gitarrentasche, die ganz glücklich über ihren Flohmarkt-Fang war. Die Gitarre ist zwar einfach, aber mit Widmung und Persönlichkeit. Damit wird ihr das Spielen mehr Spaß machen. Sie war so gut aufgelegt, dass sie sogar ein kleines Tänzchen wagte, auch wenn sie mit Tango noch keine Berührung hatte.

Später kam ich mit einem älteren Herrn mit Rolli ins Gespräch. Anfangs sprachen wir über seine eigene Beschäftigung mit der Musik: Männerchor, Mundharmonika und in letzter Zeit auch Gitarrenbegleitung. Seine Leidenschaft aber ist schon immer das Erfinden. Er hat verschiedene Berufe erlernt, um sich dafür das Wissen anzueignen. Eine seiner Erfindungen konnte er mir gleich vorführen, eine praktische Verbesserung für den Rolli.

Eine Frau gebürtig aus Uruguay empfahl mir dringend, die Heimat des Tango selber zu besuchen. Mit meinen Aussprache war sie recht zufrieden.

Ein Junge um die Zehn war sehr an meinem Gitarrenspiel interessiert. Mit deutlicher Mimik zeigte er seine Anerkennung und ließ darauf schließen, dass er selber „vom Fach“ ist. Bald kam auch seine kleine Schwester her. Sie war wegen einem gebrochenen Bein mit dem Rollstuhl unterwegs und hatte das Gerät gut im Griff. Sie blieb richtig lang bei mir und lobte mein Gitarrenspiel. Die Musik ihres Bruders sei ihr zu laut, seit der eine E-Gitarre hatte.

Nachdem es am Vormittag wärmer geworden war, war das Straßencafe neben mir ziemlich gut besetzt. Da saßen auch zwei Frauen, die sich augenscheinlich über meine Musik freuten. In meiner Pause setzte ich mich mit an den Tisch und erfuhr, daß sie auch zum Flohmarkt hier waren und eine der beiden jetzt ihren Geburtstag genoss. Sie sind musikalisch interessiert und darüber kamen wir auf gemeinsame Bekannte aus der Passauer Tango- und Musikszene. Bevor es Zeit zum Aufbruch war spielte ich noch ein paar extra schöne Stücke für das Geburtstagskind.

Mittendrin hatte ich Stress, weil doch tatsächlich Hansjörg Buchner (aka Haindling) vorbei kam und auf meine Musik horchte. Natürlich verspielte ich mich gleich ordentlich, weil gerade ein schwierigeres Stück dran war, das ich zur Zeit zu selten übe. Er meinte dann, sowas hätte er sich schon gedacht. Sicher erlebt er gelegentlich, dass Musiker nervös werden. Eigentlich sollte ich mich nicht wundern, ihn hier zu treffen, wo er doch in der
Gegend wohnt und hier am Stadtplatz Freunde hat. Am Ende kam er nochmal mit einem Eis vorbei und hätte mir auch eins angeboten. Da war ich gerade bei meinem Finale, schöne Sachen ohne Risiko. Ein Lob vom Profi, da wird man gleich ein Stück größer.

Helmut, den ich in Straubing immer treffe, lebt einen Traum aus und betreibt ein kleines Gasthaus, wo er wenige Gäste leidenschaftlich bekocht. Wiederholt hat er mich eingeladen, ihn zu besuchen, verhungert sei bei ihm bisher niemand. Zudem gibt es viele Musiker unter seinen Freunden. Ja, das klingt schon verlockend.

Nur aus dem Augenwinkel sah ich eine Frau, die mir diese Rose in den Gitarrenkasten legte. An dem Tag war ich eben sehr beschäftigt mit all den Begegnungen.

Rose

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Dorfen

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Letzte Woche war ich mit meiner Gitarre in Dorfen auf dem Markt. Eine Bekannte, die am Markt Blumen verkauft, hatte mir das empfohlen. Dorfen ist ein typisches Bayrisches Städtchen mit einem schönen alten Marktplatz mit einer Kirche in der Mitte.

Bei meiner Ankunft war ich etwas verunsichert. Auf dem Markt war praktisch kein Publikum zu sehen.
Jetzt war ich aber schon mal da, die Sonne lachte und die Kulisse war schön. Würde ich halt für die Marktleute spielen. Bei wenig Kundschaft würden die sich über etwas Unterhaltung sicher freuen.

Natürlich tröpfelten dann Besucher auf den Marktplatz, aber selten waren es mehr als 10 zur gleichen Zeit. Dafür schienen sie sich sehr über meine Darbietung zu freuen. Praktisch jeder, der vorbei kam warf etwas in meinen Kasten. Bemerkung einer Passantin: „Da brauchen wir nicht nach München auf den Marienplatz zu fahren, wenn die Musiker zu uns kommen.“ Die Dorfener schienen meine Musik recht persönlich zu nehmen, war ich doch extra gekommen um für sie zu spielen.

Beim Abschied fragte ich den Gemüseverkäufer, ob hier schon länger kein Straßenmusiker mehr war. Doch, vor 7 Jahren war mal eine Drehorgel da. Ich dürfte übrigens gerne öfter kommen.

Gelegentlich wieder nach Dorfen zu kommen kann ich mir gut vorstellen. So ganz spontan und relaxed. Im Sommer soll auch das Straßencafe wieder öffnen, dann wird es noch gemütlicher.

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Straßenrand-Musik im italienischen Dorf

Gelegenheiten zur Straßenmusik gibt es hier in der Gegend nicht viele. Alles bergig und ländlich. Das typische öffentliche Leben zeigt sich, wenn ältere Herrschaften auf Bänken vor den Häusern sitzen.

So habe ich mich entschlossen, im Nachbardorf für die Leute am Straßenrand aufzuspielen. Eine gute Stunde war ich da. In dieser Stunde
habe ich die Hälfte aller Dorfbewohner gesehen. An dieser zentralen Stelle kommt jeder vorbei und wechselt drei Worte mit den sitzenden oder anderen, die auch auf einen Ratsch stehengeblieben sind.

Die Leute waren in der Mehrheit freundlich zurückhaltend. Natürlich fällt die Musik auf. Manche haben auch aus den Fenstern geschaut. Das wird wohl nicht alle Tage vorkommen. Nur einer gab sich als Musikliebhaber zu erkennen und hat ein Gespräch mit mir gesucht, nachdem er seinen Freund aus der nahe gelegenen Bar geholt hat. Der spielt selbst in einer Kapelle, und fragte, ob ich am Konservatorium war.

Mich hat sehr beeindruckt, wie nah man in einer solchen Stunde das Leben hier beobachten kann. Der Dorftreffpunkt liegt an einer engen und unübersichtlichen Kurve. Schon in der kurzen Zeit hätte es einmal fast gekracht. Der LKW-Fahrer nahm extra die Hand vom Steuer, um sich zu entschuldigen. Mit der anderen musste er weiter telefonieren.

Eine Frau beschwerte sich lauthals bei den Nachbarn, wer die Gendarmerie geschickt habe. Es gibt wohl einen Zwist wegen ihrem Hund.

Bei der nächsten Fahrt durch dieses Dorf habe ich meinen neuen Freunden zugewunken und sie winkten zurück. Vielleicht sollte ich sie bald wieder besuchen.

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Gemütliche Musik in Grosseto

Grosseto ist die Provinzhauptstadt der südlichen Toskana. Eingebettet in die bergige Maremma liegt die Stadt in einem ebenen Flussdelta. Zuerst durch Gewerbegebiete dann durch Wohnviertel und ein Gewirr von Kreisverkehren und Einbahnstraßen gelangt man endlich zum Stadtkern.
Das historische Zentrum ist von einer dicken Festungsmauer umgeben und für normalen Verkehr gesperrt. Auf der Mauer ist ein Park angelegt. Außerhalb der südlichen Mauer wird jeden Donnerstag ein ausgedehnter Wochenmarkt abgehalten, der Einheimische und Touristen anzieht. So haben auch wir Marktbesuch, Einkauf und Straßenmusik zu einem Ausflug verbunden.

Mit einer Genehmigung für Straßenmusik in Grosseto hat es nicht mehr geklappt. Die zuständige Stadtpolizei war über Tage nicht erreichbar. Darum musste ich ohne eine solche musizieren. Immerhin habe ich den örtlichen Behörden eine Gelegenheit gegeben.

Bei der Suche nach dem richtigen Platz war ich zuerst unsicher, ob ich mich wirklich direkt vor Dom und Rathaus niederlassen sollte. Am Ende war es der einzige Platz, der zugleich gemütlich und etwas belebt war. Am Rand stehen Steinbänke im Schatten der Häuser. Die Obrigkeit war am Platz präsent, hat mir aber keine Aufmerksamkeit geschenkt. An einem Markttag wie heute hat die örtliche Polizei sicher besseres zu tun, als einen Gitarristen zu vertreiben, der halbwegs annehmbar und nicht zu aufdringlich spielt.

Mein erster Sympatisant wollte mir neben Geld auch eine Zigarette spenden. Ich musste ihn bitten, sie an meiner Stelle zu rauchen, quasi auf mein Wohl. Mehr als die Hälfte meiner Zuhörer waren deutsche Touristen. Mein größter Fan war ein kleinerJunge, der am liebsten selber mitspielen wollte. Seine Eltern haben die Pause stark ausgedehnt, um ihm die Freude zu gönnen.

Solange der Markt dauert, ist es im Stadtzentrum etwas ruhiger. Erst
wenn die Stände geschlossen werden, füllen sich die Plätze und Gassen. Meine Damen und ich haben uns dann wieder aufgemacht, um ein paar Stunden am nahegelegenen Strand zu verbringen.

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Straßenmusik-Ständchen in Grosseto

In Italien eine Genehmigung für Straßenmusik zu erhalten ist schwieriger als gedacht. Schon im Vorfeld hatte ich bei der Stadt per Mail angefragt. Erst mitten im Urlaub kam eine Antwort mit Verweis auf eine andere zuständige Stelle. Damit es vielleicht schneller geht, habe ich es per Telefon versucht. Die Sachlage ist aber für mein Touristen-Italienisch zu kompliziert. Mit Unterstützung unserer Gastgeber weiß ich nun, dass es einen Unterschied macht, ob man im Stehen oder im Sitzen musiziert. Fürs Sitzen braucht man die Genehmigung einen Monat im Voraus. Wenn es bis morgen noch klappen soll, dann also nur im Stehen.

Für die Steh-Genehmigung ist nun noch wer anders zuständig. Mal sehen, ob das noch was wird.

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Landshut

Gestern habe ich wieder in der Landshuter Altstadt für die Kinderhilfe Ruanda musiziert. Es sind wieder mehr als 150 € zusammengekommen. Auf diesem Weg nochmal ein Dank an die Spender.

Lange hatte ich mich in Landshut in Sachen Straßenmusik zurückgehalten. Jetzt wird es doch Zeit für ein kurzes Portrait aus Sicht des Straßenmusikers.

Die gute Stube in Landshut ist sicherlich die Altstadt. Dieser historische Stadtplatz heißt so, weil es daneben noch weitere historische Stadtplätze gibt, nämlich die Neustadt, wo der Wochenmarkt stattfindet, und die Freyung, wo jetzt bald der Christkindlmarkt beginnt. Gut die Hälfte der Altstadt ist Fußgängerzone. Jeden Tag gibt es hier einen Gemüsemarkt, der bei den Landshutern sehr beliebt ist. Seitdem die Autos verbannt sind, wachsen in der Altstadt die Straßencafés aus dem Boden. Auch wenn es kühl ist, sind die gut besucht. Die Geschäftswelt in der Altstadt wird dominiert von Mode und Schuhen, Optikern, Bäckern und Handy-Läden. Der Rest ist handverlesen. Die Seitengassen und die Neustadt haben dafür immer mehr interessante Läden zu bieten. Der Landshuter geht daher gerne und regelmäßig in seine Altstadt und die Gassen zum Einkaufen und Ratschen.

Auf das historische Erscheinungsbild der Stadt und insbesondere der Altstadt wird in Landshut genau geachtet, will man doch bei der Landshuter Hochzeit eine gute Figur machen. Dabei muss man gelegentlich zwischen Erscheinungsbild und Substanz unterscheiden. Aber das ist eine andere Geschichte. Erfreulich ist, dass die Landshuter wieder lieber in der Altstadt wohnen und dafür auch historische Häuser saniert werden.

Wer mehr über Landshut wissen will, wendet sich an meine Freundin Sigi: http://www.skulpturraeume.de/fuehungenFlow.html

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Gestern in Straubing

Gestern war Straßenmusik in Straubing angesagt. In der Stadt waren viele Leute unterwegs wegen der Herbstdult. Das ist kein Volksfest, sondern ein Jahrmarkt mit Verkaufsständen. Dazu war noch Sonnenschein und auch im Schatten recht milde Wärme.

Besondere Vorkommnisse:

Eine Frau wirft Geld in den Kasten, bestellt „Besame Mucho“ und verschwindet zwischen den Ständen. Es hat gedauert, bis ich verstand, dass sie im Würstlstand schräg gegenüber verkauft.

Wieder hat sich ein Tanzpaar eingefunden. Die beiden sind begeisterte Tänzer und nehmen jede Gelegenheit wahr, auch gerne auf der Straße. Der flache Steinboden in Straubing eignet sich ganz gut.

Besonders hervorheben muss ich Saeed, der bei jedem Besuch in Straubing freundlich auf mich zukommt. Diesmal hat er mich mit einem Früchtesaft verwöhnt.

In seinem Geschäft hängt dieses Bild, das ihn so zeigt, wie er den Menschen entgegen strahlt.

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Tübingen nass und kurz

Ich hatte mir ja fest vorgenommen, auch Tübingen mit meiner Gitarre zu erobern. Zudem habe ich gehört, dass es da einen tollen Akkordeonisten gibt, der oft auf der Straße spielt. Den wollte ich auch gerne hören.

Schon beim Frühstück war der Himmel draußen mehr als bewegt. Als wir dann in der Stadt waren, fing es eben zu regnen an. Überflüssig, die ganze Ausrüstung mitzuschleppen, wenn am Ende doch nichts wird mit Straßenmusik. Die Gitarre musste aber mit, für alle Fälle.

Nach einer Zuflucht im Café hat es dann noch geklappt, aber keine große Aktion. Ohne Verstärker konnte ich nur wenige Leute erreichen. Aber ein paar Passanten ließen sich kurz verzaubern. Immerhin, ich war hier.

Tübingen hat eine schöne Altstadt, historisch, abwechslungsreich und belebt. Das hätte mir schon gut gepasst. Es wird sich schon wieder eine gute Gelegenheit ergeben. An dem Tag war der Familienbesuch wichtiger.

 

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Erstes Straßenmusik-Festival in Herrenberg

Herrenberg hat eine zauberhafte historische Altstadt mit engen Gassen und vielen Fachwerkhäusern. Die Stadt hat mit ihren Randgemeinden rund 30.000 Einwohner. Die Altstadt kann man bequem in 10 Minuten durchqueren. Für das Festival wurden 6 Spielorte festgelegt, an denen sich 12 Gruppen und Einzelmusiker abwechselten. Für jeden Act waren zwei Auftritte zu je einer Stunde vorgesehen.

Pünktlich zum Beginn des Festivals hat sich der Regen verzogen. Die Musiker versammelten sich zuerst im Rathaus. Eine erste Gelegenheit, sich etwas kennenzulernen. Besonders augenfällig war SeeSamba, eine Gruppe von Samba Trommlern vom Bodensee. 10 Musiker Innen im knallgrünen Band-T-Shirt. Da sieht man sofort, was dann akustisch auf einen zukommt.

Mein erster Auftrittsort war das Nurfinger Tor am Rande der Altstadt. Ein Tor konnte ich nicht erkennen. Es ist eher eine Einkaufspassage. An diesem Platz hätten viele Zuschauer Platz gefunden. Erst nach einer ganzen Weile haben sich Zuschauer eingefunden, die nicht zufällig vorbei kamen, sondern wegen dem Festival in der Stadt waren.

Es ist eine Erfahrung aus dem Straßenkunst-Festival in Landshut, dass sich das Interesse der Zuschauer erst über die Jahre entwickelt. Die Veranstalter müssen dafür einiges tun. Gut war die Struktur mit den Orten und Zeiten. Die Zuschauer konnten auch bequem von einem Ort zum anderen kommen. An meinem zweiten Auftrittsort hat sich auch ein Wirt rührend um Musiker und Zuschauer gekümmert. Es scheint aber insgesamt zu wenig Werbung gegeben zu haben. Und man hätte den Zuschauer einen Flyer mit Spielplan verteilen sollen. Viele Leute haben danach gefragt. Vielleicht war den Zuschauern auch zu wenig klar, dass die Musiker für Hutgeld spielen. Insgesamt waren zu wenige Zuschauer unterwegs, um eine echte Stimmung aufkommen zu lassen. Am Abschlusskonzert werden etwa 200 Leute auf der Tribüne gewesen sein.

Für mich war das Ganze ein Abenteuer. Die Stimmung war auch mit wenigen Zuschauern gut, und ich nehme schöne Erlebnisse mit nach Hause.

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Wochenmarkt in Rosenheim

Nach Rosenheim bin ich schon voll Vorfreude aufgebrochen, weil mein Besuch im letzten Herbst trotz Kälte und Nebel so schön war. Diesmal sollte sogar Wochenmarkt sein. Dieser Markt ist mehr als übersichtlich. Es sind 5 Stände auf dem Ludwigs-Platz, einer Verlängerung der Fußgängerzone. Das ist deutlich weniger als der tägliche Gemüsemarkt bei uns in Landshut und nur ein Bruchteil von unserem Wochenmarkt. Die Atmosphäre war dafür recht entspannt.

Mit einer Dame hatte ich ein ausgiebiges Gespräch. Über den Vergleich zwischen den Märkten in Rosenheim und Landshut kamen wir zur Tangoszene und schließlich zur  Landshuter Hochzeit, die ja nächstes Jahr wieder stattfinden wird. Vielleicht sollte ich mich für die nächsten Straßenmusik Ausflüge mit Werbematerial ausrüsten.

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Spielortsuche in Salzburg

Mein erster Besuch in Salzburg im letzten Herbst war etwas enttäuschend ausgefallen. In anderen Fällen hat sich ein zweiter Versuch schon als lohnend erwiesen. Also habe ich mich wieder nach Salzburg aufgemacht.

Kostenlos parken in Salzburg ist eine Illusion. In allen Straßen in Zentrumsnähe ist Parken gebührenpflichtig. Die Polizei in Salzburg steht m dem Ruf, recht aufmerksam zu sein. Am Parkhaus führt praktisch kein Weg vorbei.

Ich war fest entschlossen, mir diesmal einen besseren Platz zu suchen, wo die Passanten mehr Muße und Aufmerksamkeit haben. Der ausgewiesene Platz an der Residenz, so sich eine Masse von Touristen zur Besichtigung versammelte, war schon hochkarätig belegt. An den anderen Plätzen gab es praktisch keine Besucher, dafür meist noch viel Straßenverkehr. Dann suchte ich mir eben selbst ein schönes Plätzchen in der Altstadt, wenig Besucher, aber eine schöne Umgebung. Als ich bei meinem zweiten Lied darüber nachdachte, ob nicht doch der Platz an der Brücke, den ich im Herbst gewählt hatte, auch diesmal der richtige wäre, kam auch schon die Polizei angerauscht. Personenkontrolle und Frage nach einer Sondergenehmigung. Während noch meine Identität geprüft wurde, kamen weitere Polizisten im Kampfanzug hinzu. Freundlicher Hinweis auf die geltende Regelung und die erlaubten Spielorte. Zum Schluss sogar die Empfehlung für ein schattiges Plätzchen am Mirabellplatz. Das klang doch sehr verlockend und war gar nicht weit.

Vor Ort stellte sich die ausgewiesene Fläche als Eingangsbereich des Mozarteums heraus. Die einzigen Passanten hier sind Musikstudenten. Genau meine Zielgruppe. Ich als Hilfsgitarrist sollte den studierter Herrschaften was vorgeigen? Da haben sich die Uniformierten vielleicht einen Scherz mit mir erlaubt?

Mirabellgarten bei Wikipedia

Aber ganz so schlecht war der Tipp gar nicht. Gleich nebenan liegt der Mirabellgarten. dieser barocke Park ist ein Besuchermagnet ersten Ranges. Die schattigen Alleen und Laubengänge sind willkommene Entspannung für gestresste Touristen. Andere Musiker waren schon da. Die hatten die Besucherströme im Eingangsbereich und den schnellen Euro im Auge. Ich habe mir das versprochene schattige Plätzchen am hinteren Rand des Parks gesucht, wo Bänke zur Rast einladen. So hatte ich Schatten, einen schönen Ausblick in den Park und entspannte Zuhörer. Und viele freundliche Gesichter haben mir zugelächelt. Nächstes Mal gehe ich gleich hier hin.