Mein musikalischer Einsatz bei der Fußballiade ist ganz anders verlaufen als gedacht. Erst hat es viel später angefangen und dann viel länger gedauert. Also das war so:
Vor dem Einzug der Teilnehmer waren nicht viel mehr Besucher in der Stadt, als das an einem Feiertag üblich wäre. Darum habe ich die erste Stunde für eine Hand voll Leute gespielt. Darunter auch ein Mann, der sich später als Nachbar unserer Sängerin erwies. Landshut ist eben doch nicht so groß.
Kurz vor dem Einzug hat eine Samba-Trommelgruppe losgelegt und den Stadtplatz akustisch eingeebnet. Die Prognose des Nachbarn, der Radau wäre nach 10 Minuten vorbei, war dann doch bloß eine unbegründete Hoffung. Die Trommler hielten die ganze Stunde durch, die der Einzug dauerte. An den Schildern vor den Abschnitten war abzulesen, dass es 200 Gruppen mit 2.500 Teilnehmern waren, davon bestimmt 2.000 Kinder und Jugendliche. Nach dem Einzug füllten sich die Tische vor meiner kleinen Bühne langsam. Ich schätze, dass die Hälfte der Besucher wegen meiner Musik hier Platz nahmen.
Eine Besonderheit an dieser Veranstaltung ist die Zutraulichkeit des jugendlichen Publikums. Immer wieder kamen ein paar Jungs während eines Stücks auf die Bühne, um sich mit mir fotografieren zu lassen. Jedes mal habe ich eine Karte mitgegeben und um Zusendung von Fotos gebeten. Dieses hat mich schon mal erreicht.

Eine größere Gruppe von Fußballern machte sich immer wieder lautstark bemerkbar. Aus ihrem übertriebenen Jubel schloss ich, dass sie gerne mehr Stimmungsmusik gehabt hätten. Das gehört leider nicht zu meinem Programm. Immerhin spielte ich den Red Horse Boogie, der schon etwas mitreissen kann. Als ich mit meiner Spielzeit und meiner Konzentration am Ende war, wollte ich mal sehen, was bei der Truppe hinter den Rufen noch steckt. Ich würde noch was fetziges spielen, wenn sie auf der Bühne mitsingen. Erst wollten sie nur ihren Trainer vorschicken. Dann waren sie aber doch alle da, eine Jugendmannschaft mit Betreuern. Dann legten wir los mit „Pfiade God Sepp“. Im Fußball gehört Singen und Hüpfen untrennbar Zusammen. Meine kleine Bühne wackelte so, dass ich den Trainer bitten musste, das Lautsprecherstativ festzuhalten, damit es nicht umfällt. Man muss auch sagen, dass Fußballer echt laut „singen“ können. In meinem Ohr hat es ganz schön geklingelt. Zum Abschluss gab es noch ein Gruppenfoto, das hoffentlich mal hier erscheint.
Als ich schon gepackt hatte, riefen mich die Fußballer nochmal an ihren Tisch, sie wollten gerne mehr Musik, am liebsten zum Mitsingen. Sie riefen auch einen Schankkellner vom Italiener, der mich hier engagiert hat, damit der die italienischen Lieder unterstützen könnte. Der kannte aber die Texte nicht wirklich, das wäre ja eher die Musik seiner Eltern. Dafür schlug er vor, „We are the Champions“ zu singen, das könnte doch jeder Fußballer. Naja, aber eben nur diese eine Zeile. Offenbar war ich wieder der einzige, der Text und Melodie kannte, leider keine Gitarren-Begleitung. So eierten wir ganz schön rum, aber lustig war es trotzdem.