Gelegenheiten zur Straßenmusik gibt es hier in der Gegend nicht viele. Alles bergig und ländlich. Das typische öffentliche Leben zeigt sich, wenn ältere Herrschaften auf Bänken vor den Häusern sitzen.
So habe ich mich entschlossen, im Nachbardorf für die Leute am Straßenrand aufzuspielen. Eine gute Stunde war ich da. In dieser Stunde
habe ich die Hälfte aller Dorfbewohner gesehen. An dieser zentralen Stelle kommt jeder vorbei und wechselt drei Worte mit den sitzenden oder anderen, die auch auf einen Ratsch stehengeblieben sind.
Die Leute waren in der Mehrheit freundlich zurückhaltend. Natürlich fällt die Musik auf. Manche haben auch aus den Fenstern geschaut. Das wird wohl nicht alle Tage vorkommen. Nur einer gab sich als Musikliebhaber zu erkennen und hat ein Gespräch mit mir gesucht, nachdem er seinen Freund aus der nahe gelegenen Bar geholt hat. Der spielt selbst in einer Kapelle, und fragte, ob ich am Konservatorium war.
Mich hat sehr beeindruckt, wie nah man in einer solchen Stunde das Leben hier beobachten kann. Der Dorftreffpunkt liegt an einer engen und unübersichtlichen Kurve. Schon in der kurzen Zeit hätte es einmal fast gekracht. Der LKW-Fahrer nahm extra die Hand vom Steuer, um sich zu entschuldigen. Mit der anderen musste er weiter telefonieren.
Eine Frau beschwerte sich lauthals bei den Nachbarn, wer die Gendarmerie geschickt habe. Es gibt wohl einen Zwist wegen ihrem Hund.
Bei der nächsten Fahrt durch dieses Dorf habe ich meinen neuen Freunden zugewunken und sie winkten zurück. Vielleicht sollte ich sie bald wieder besuchen.
2 Antworten auf „Straßenrand-Musik im italienischen Dorf“
Eine lesenswerte Schilderung. Für die Menschen in dem italienischen Dorf war Deine Darbietung ein kultureller Höhepunkt.
Kleine spontane Erlebnisse sind oft die schönsten. Lewi