Vor Hochzeitsbands habe ich großen Respekt, auch wenn einiges an Stimmungsmusik nicht auf meiner Linie liegt. Gerade in Bayern ist das „Braut Verziehen“ mit dem anschließenden Weinstüberl eine wichtige Tradition. Bei dieser systematischen Sauferei braucht eine Band schon Bierzelt Qualitäten. Im Laufe einer richtigen Hochzeitsfeier mit Kaffee, Weinstüberl, Abendessen und Tanz spielt so eine Band schon mal mehr als 6 Stunden. Das finde ich eine satte Leistung. Und die meiste Zeit wird die Stimmung angeheizt.
Ein einziges mal habe ich ein krasses Gegenbeispiel erlebt. Wir waren als Jongleure für eine Hochzeit engagiert. Bei unseren Vorbereitungen auf dem Parkplatz fiel uns ein Band-Bus mit einem merkwürdigen Namen auf: Show Band The Sunny Boys – und Heidi. War die Sängerin erst später zur Band gestoßen oder waren die Jungs erst kürzlich drauf gekommen, dass Heidi ein Mädchen ist? Wir haben unsere Feuershow abgeliefert und uns später zu den Hochzeitsgästen gesellt. Eigentlich gilt in solchen Situationen unsere ganze Aufmerksamkeit dem Nachspeisenbuffet. Bei dieser Feier fiel uns aber doch die Band auf, weil sie auf der Bühne mehr als distanziert agierte, wenn man da überhaupt von agieren sprechen möchte. Keiner aus der Band hat jemals gelächelt und selten hat einer ins Publikum geschaut. Auch Heidi hat ihren Blick kaum vom Notenständer gewendet, der nicht vor ihr, sondern neben ihr stand. Wenn sie den so hingestellt hatte, um den Kontakt zum Publikum nicht zu behindern, dann ist das gründlich schief gegangen.
Nur an einer Stelle ging der Bassist aus sich raus und deutete in einer Pause mit dem Finger in der Luft den Takt. Das war ein dramatischer Augenblick. Ich glaube, der ganze Saal hat den Atem angehalten. Wir waren uns einig, dass die Band ihren Namen ändern sollte in „Heidi und ihre Autisten Buam“.
Macht euch jetzt nicht auf die Suche nach dieser Band. Der Name ist geändert – aber die Geschichte ist wahr.