Das Wetter hat sich in Dingolfing gut gehalten. Der Regen hat gerade rechtzeitig aufgehört und nicht wieder angefangen. Nach dem Wunsch des Organisators habe ich zuerst am Ende der Marktgasse gespielt, um später den Platz zu wechseln. Als ich den anderen Platz aufsuchen wollte, fand ich dort einen Geiger vor. Als ich ihm erklärte, dass wir auf Wunsch vom Chef Platz tauschen sollten, meinte er in gebrochenem Deutsch, an diesem Platz (also der Platz wo er steht) sei er der Chef. Originalton: „Hier ich Chef“. Vielleicht habe ich wegen der spartanischen Grammatik seine Aussage falsch gedeutet und er meinte eigentlich: „Der Chef hat mir aufgetragen, hier zu spielen.“ jedenfalls schien er mir unwillig, den Platz zu tauschen. Dass ihn wirtschaftliche Überlegungen beschäftigt haben, zeigt die Frage „Dort Platz gut?“. Ein prüfender Blick in seine Kasse führte mich zu der Einschätzung „Ja, mein bisheriger Platz war gut.“ So konnte er sich entschließen, einen Wechsel in Erwägung zu ziehen.
Dann hatte der Geiger Zutrauen zu mir gefasst und begann, mich in Fachgespräche über die Auftrittsbedingungen in verschiedenen Städten zu verwickeln. Mit meiner Spielerei war er offenbar einverstanden. Von seinem Spiel hatte ich wenig gehört. Die anderen Zuhörer äußerten sich aber distanziert bis skeptisch. Sowohl sein Repertoire als auch seine Spieltechnik seien sehr begrenzt.
Als ich ihn später wieder gesehen habe, zeigte er sich mit der Resonanz an meinem vorigen Platz unzufrieden. Auch bei mir war die Ausbeute ab Mittag geringer. Aber im Gegensatz zu dem Geiger kann ich das gelassen sehen, weil die Einnahmen nur eine Anerkennung für mich sind und kein dringend benötigtes Einkommen.